Marius Tapp

Lieber Marius,

in wenigen Tagen bist du schon zwei Jahre tod. Wie allen, die dich gekannt haben geht es wie mir; wir fragen uns immer noch - warum? Du warst so ein lieber Junge, strebsam, klug und mit einer angenehmen Art.

Dein Einfallsreichtum war bereits legendär, wir sprechen oft darüber, wie du bei aufkommender Langeweile immer mit pfiffigen Ideen alle Kinder in deinen Bann gezogen hast. Kein Wunder, dass du bei allen so beliebt warst.

Um so unverständlicher ist der Weg, den du gewählt hast. Hätte ich es nicht verdient, von deinen Problemen etwas zu erfahren? Wir hätten eine Lösung für dich gehabt. Das Schlimme ist, wir wissen bis heute nicht, was wirklich zu deiner Entscheidung geführt haben mag. Die Antwort hast du leider mit ins Grab genommen.

Ich hätte dich so gerne heranwachsen gesehen, hätte so gerne gesehen, was du einmal für einen Beruf ergriffen hättest und welche Frau du einmal geheiratet und welche Kinder ihr einmal bekommen hättet. All das ist jetzt nicht mehr möglich.

Ich ertappe mich oft im Auto vor einer roten Ampel stehend und denke über dich und was in den letzten Jahren geschehen ist nach. Dabei werde ich häufig jäh durch lautes Hupen aus meinen Gedanken gerissen. Ich konnte mir deine Zukunft schon ziemlich gut vorstellen. Leider du nicht.

Aber lieber Marius, das Leben geht weiter, die Erde dreht sich unaufhaltsam weiter, und eines Tages werde auch ich deinen Weg bestreiten, an dessen Ende wir uns wohl wieder sehen werden.

Ich hoffe, du kannst diese Zeilen sehen.

Meine Gedanken sind bei dir, dein Vater.

Lieber Marius,

es ist so schlimm, dass man es mit Worten einfach nicht fassen kann. Du bist nicht mehr da. Es ist nach wie vor unbegreiflich, wie das passieren konnte. Meine Gedanken sind täglich bei dir. Auch Marisa leidet durch diesen Verlußt sehr; sie hat ihren Bruder verloren, ich meinen Sohn, Oma ihren Enkel und deine Freunde ihren Freund.

Es ist besonders schmerzhaft, wenn ein so junger Mensch, der so beliebt war, so plötzlich aus dem Leben scheidet. Das ist dann "verkehrte Welt".

Lieber Marius, auch an deinem zweiten Todestag sind noch genauso viele Fragezeichen übrig. Ob sie jemals eine Antwort finden?