Helmut Thiele

In mühevoller Arbeit hatte Helmut Thiele Daten über die Einwohner der Stadt Kassel, ausgehend vom 17. Jahrhundert bis 1942, gesammelt. Dabei war sein Anliegen, die Rolle jüdischer Bürger bei der Entwicklung Kassels zur regional bedeutsamen Großstadt darzustellen. Für diese Arbeit verlieh Oberbürgermeister Bertram Hilgen dem Historiker und ehemaligen Studiendirektor im vergangenen Jahr den Wappenring der Stadt Kassel. Zum jüngsten seiner Dutzend Werke, "Gesammelte Familiendaten und Adressen der jüdischen Einwohner zu Kassel 1700 - 1942", das feierlich an die jüdische Gemeinde Kassels übergeben wurde, sagte Hilgen: "In diesem bedeutenden Nachschlagewerk befindet sich ein wichtiges Stück Kasseler Stadtgeschichte." Zu Thieles rekonstruierten Datensammlungen gehören unter anderem die 13-bändige Zusammenstellung der "Einwohner und Familien der Stadt Kassel 1731-1839", die Mitgliederverzeichnisse der Kirchengemeinden der Kasseler Altstadt und Oberneustadt, der Hofgemeinde und der Israelischen Gemeinde. Wichtig ist auch Thieles 550 Seiten starke Publikation über die Einwohner Kassels im 18. Jahrhundert. Seine Nachschlagwerke sind nicht nur in wichtigen deutschen Archiven und Bibliotheken zu finden, sondern auch in der Bibliothek der jüdischen Gemeinde zu Berlin, des Leo-Baeck-Instituts in New York, der Hebräischen Universität Jerusalem und sogar der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Bereits als Schüler galt Thieles Interesse der Ahnenforschung. Zunächst war es die eigene Familiengeschichte, der er auf den Grund gehen wollte. Thiele hat beständig, im Stillen, ehrenamtlich und ohne öffentliche finanzielle Unterstützung geforscht, sagt Karl-Hermann Wegner, der Vorsitzender des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde in Kassel, über seinen Vereinskameraden. Eindrucksvoll ist, dass Thiele nie einen Computer benutzt hat.